Viele der modernen Kampfkünste sind „westernisiert“ und auch zu „Kampfsport“ umgewandelt worden indem man ihnen ein starres reglement verpasst um Wettkämpfe zu veranstalten.
Kokodo Ju Jutsu ehrt durch seine Ettikette und Werte die Traditionen und Prinzipien der Samurai, da über Jahrhunderte bewahrte Formen und Ideen diese äusserst effektive Kampfkunst hervorgebracht haben.
Im Kokodo Ju Jutsu legt man viel Wert auf eine gewisse Form und Ettikette vom Betreten des Dojo, in den Übungen bis hin zum Verlassen des Dojos.
Eine ausführliche Beschreibung und Terminologie
Zuätzlich zu den Kriegskünsten zelebrierten die Samurai auch noch die sogenannten „schönen Künste“ dazu gehörte zb die Teee zeremonie (cha do), Blumenstecken (Kado oder Ikebana) oder Schönschrift in Kalligraphie (Sho do) da der Codex der Krieger ein Gleichgewicht zwischen ästhetischer Sensibilität und militärischen Fähigkeiten, zwischen bun (Kultur) und Bu (Krieg) verlangt.
Diese Traditionen gibt es heute noch und es gibt und gab auch hier Dan Grade und verschiedene Stile innerhalb einiger Ryu, für die Krieger waren diese Künste untrennbar mit dem Weg der Kriegskünste verbunden.
Ein paar dieser schönen Künste und ihre Bedeutung für das Verstehen der Kriegskunst wollen wir hier kurz beleuchten:
CHA DO (Der Weg des Tees)
Das ist eine dem Zen nahe stehende Tradition in der bei einer Zusammenkunft,ein oder mehrere Gäste von einem Gastgeber Tee und leichte Speisen gereicht bekommen.
Um dem Gast die Möglichkeit zur inneren Einkehr zu bieten, findet die Zeremonie in einem bewusst schlicht eingerichteten Teehaus statt, das vor allem nur im Knien betreten werden kann. Der Gast muss also allen Stolz und Ehre die ihm ein Stand oder Rang zugute stehen liesse vor der Türe des Teeehauses lassen und in gebückter Haltung dem Gastgeber begegnen und sich so auf eine Ebene zu bringen.
Die Zeremonie erfolgt exakt nach bestimmten festgelegten Abläufen vom Anordnen der Werkzeuge und des Geschirrs, über das zubereiten von Wasser und Tee bis zum Servieren.
Diese Genauigkeit und Exakheit war das was für die Ritter das Wichtigste war denn genau diese Exakheit und Genaugigkeit mussten sie auch beim Erlernen der Kampfkunst.
Es rankt sich eine Legende um einen berühmten Teemeister, der von einem Schwertkämpfer zu einem Duell aufgefordert wurde.
Ersterer hatte noch nie mit einer Klinge gekämpft, also wollte er Unterricht nehmen, sein Lehrer jedoch verweigerte ihm den Unterricht weil er meinte, sein Gegner wäre ein Schwertmeister und würde seine Waffe bloss nach dem inneren Gefühl führen und nicht an die Waffe denken.
Eben genau so wie der Teemeister seine Zermonie abhält ohne auch nur an den Tee zu denken, sondern nur eins mit seiner Umwelt den Ablauf ausführt.
Am Tage des Duells schliesslich erbat der Cha Do Meister die Möglichkeit noch einmal Tee zubereiten zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde.
Er tat dies in seiner üblichen Konzentration und Genauigkeit, sehr zum Erstaunen und Schrecken seines Gegners der die innere Ruhe und den Fokus im Teemeister erkannte, seinen Fehler einsah und auf das Duell verzichtete.
SHO DO (Weg des Schreibens )
In einer alten Schriftrolle wird beschrieben: „Der Schlag wird ausgeführt indem man zurückzieht und dann runter, gefolgt von einem schnellen, leichten Anheben nach rechts, ähnlich dem Schlag mit einer Peitsche“, in einer anderen: „das Zerstreuen einer Blume, die ohne Laut auf Moos fällt, das Zerstreuen einer Blume dass man durch die Weiten der Berge hören kann“ .
So eindeutig man vielleicht denkt zuordnen zu können welche die martialische und welche die schöne Kunst beschreibt, so sicher geht man da falsch, denn der erste Satz beschreibt Kalligraphie (also Schreiben), wogegen der zweite Satz die hohen Künste des Schwertkampfes würdigt.
Ken fude ittai , „Das Schwert und der Pinsel sind Eins“ ist ein Lehrsatz der Samurai, denn genauso wie der Schwertmeister aus seiner Mitte schlägt und dank der Aufmerksamkeit auf seine Atmung eine maximale Effizienz erreicht, so muss sich auch der Kalligraphist konzentrieren und sich dann völlig dem Enstehen des Kanji (Schriftzeichen) hingeben, denn einmal auf dem Papier kann nichts mehr rückgängig gemacht werden, er hat eine Chance etwas zu kreieren, quasi „ein Leben zu leben“ mit seinem Pinsel auf einem Stück Papier.
Das Kanji ist eine Symbolschrift mit acht Basisstrichen innerhalb einer (gedachten) rechteckigen Form,die gezeichneten Piktogramme die allein oder in verschiedenen Kombinationen gewisse Wörter oder Bedeutungen durch ihre Zusammesetzung oder Anzahl geben.Manche erzählen kleine Geschichten wie zb. das Piktogramm Mund mit dem für die Zahl Zehn „alt“ ergibt, „die geprochene Weisheit aus zehn Generationen“. Manche dieser Geschichten bleiben aber ein Mysterium wie zB wieso das Piktogramm eines Vogels auf einem Nest „Westen bedeutet.
Hier kurz drei Symbole die in Kampfkünsten immer wieder zu finden sind:
RYU „Die Tradition“ Die Geburtsstätte der Ryu, also einzelner Schulen war im 14. Jahrhundert als Kriegerclans begannen sich und ihre Künste zu organisieren, indem sie die effektivsten Methoden weitergaben.Das Wort und das Kanji haben noch eine andere Bedeutung nämlich den Fluss des Wassers, also auch der Fluss von Traditionen und der Künste.
DAN „der Rang der fortgeschrittenen Übung“ ein Ziel dass jeder Budoka verfolgt , eine Graduierung zum Dan (in vielen Kampfkünsten oder Budo Arten meist „der schwarze Gürtel“).Das Kanji jedoch, beschreibt es tatsächlich am Besten „Stufen als Weg eine Klippe hinauf meisseln“, sich seinen Weg bahnen um dann oben angekommen festzustellen dass von hier oben sich alles noch weiter erforschen lässt.Im Sinne der Kampfkunst, dass wenn man seinen Dan hat feststellt dass das Level nicht die Perfektion, sondern eigentlich nur ein blosse Einführung war.
JUTSU „die Kunst“, wird gerne an verschiedenste Dinge angehängt,Bu Jutsu die Kriegskunst zb als Oberbegriff für alle martialischen Wege. Das Kanji selbst besteht aus dem Symbol für Weg kombiniert mit dem Symbol dass kurvig, aber auch anhaftend bedeutet.Damit will man ausdrücken dass die Kriegskünste ein langer kurvenreicher Weg ist, an dem der Anhänger eben anhaften muss, um mit viel Fleiss und Hingabe den Weg des Kriegers zu meistern.
IKEBANA / KADO (lebende Blume)
Die Anfänge des Ikebana gehen ca. ins 6. Jahrundert zurück und haben ihren Ursprung in den buddhistischen bzw. shintoistischen Tradition am Altar mehrere Schalen als Geschenk („Opferung“) für die Buddha bzw Shinto Aspekte aufzustellen. Als Symbol für das Schöne des Sichtbaren dienen Blumen, und sie erinnern durch ihre kurze Lebensdauer gleichzeitig an die Vergänglichkeit.
Es ist wohl auch diese Erinnerung an die Zerbrechlichkeit des Lebens warum die Samurai grosse Bewunderung für das Blumen arrangangieren hegten und sich sogar hohe Ikebana Meister holten.
Auch die Tradition den Schulgründer im Dojo zu ehren und ihm eine Art Schrein zu errichten (Kamiza) verlangte natürlich diesen Ort auch wie Altäre mit Blumen zu schmücken. Diese Aufgabe wurde vom Dojo Leiter oft auf seinen Meisterschüler weitergegeben und so gehörte auch ein gewisser Fleiss und Fortschritt im Ikebana zur höheren Graduierung im jeweiligen Stil.
Eine Episode im Zusammentreffen alter Traditionen mit modernem Verständnis für „Kampfsport“ wird in Dave Lowrys Buch „Moving toward stillness“ beschrieben, als ein amerikanischer Karate Lehrer seinem Kollegen aus Okinawa gegenüber zu erzählen begann welche Erfolge und Graduierungen er in Karate schon hat, und dass sein Lehrer ihm bald die Schule übergeben würde.
Der japanische Lehrer fragte dann darauf „Oh wirklich, welche Traditon, welche Schule des Ikebana habt ihr?“ Der Amerikaner verstand die Welt nicht „Häh? Ikebana, ich mache Karate!“ von seiner Sicht so ein harter Kampfsport wie Karate hat mit dem soften Blumen arrangieren überhaupt nichts zu tun, für den japanischen Sensei jedoch waren diese Dinge untrennbar miteinander verbunden, denn ein wahrer Meisterschüler wäre eine Schande für seinen Lehrer und es wäre auch eine Geringschätzung gegenüber dem Dojo wenn man die Kamiza nicht anständig schmücken kann.
BONSAI („Anpflanzung in der Schale“)
Die Ursprünge des Bonsai stammen vermutlich aus China wo der erste zwergbaum gezüchtet wurde.
In Japan wurde diese Tradition wegen der weit verbreiteten Shinto Religion gepflegt, da dort Berge, Felsen und Bäume als Energiequelle angesehen werden, und verkleinerte Formen konzentriertere Kraft haben sollen. Schon seit Jarhunderten wurden Bäume zu Bonsais gestaltet, zunächst von Mönchen, die die Tradition in späteren Jahrhunderten unters Volk brachten. Bonsais können hunderte Jahre alt werden, ohne größer als 60-80 cm zu werden. Durch ständiges Zurückschneiden der neuen Triebe und Äste und durch Reduzieren des Wurzelballens wird das zügige Größenwachstum eingeschränkt, auch die magere Ernährung der Pflanze, die das Wachstum zusätzlich hemmt. Das heisst Bonsais sind ganz normale Bäume wie Buchen, Ahorn,Kiefern oder Fichten, die man in Gefässe pflanzt und über Jahre pflegt und gestaltet.
Heute ist die Bonsaigestaltung eine weltweit verbreitete Kunst, die auch bei uns sehr geschätzt und viel betrieben wird, es ist ein pflegeintensives Hobby ist und besondere Sorgfalt erfordert, weil es um lebende Bäume und nicht um totes Material geht.
Auch wenn es immer mehr „Kaufhaus Bonsais“ gibt ist das in keinem Vergleich zu einem „richtigen“ kleinen Baum in der Schale , denn der Wert eines Bonsai sollte nicht materiell,sondern nur idell sein.
Unser Shihan Rudi Gräf ist seit Jahren aktiver Bonsai Künstler. Einige Bilder aus seinem Garten und einigen Bäumen findet ihr in unserer Photogallerie.
^ANFANG^
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