ETIKETTE

Reigisho die Budo Etikette

Manchmal wird das Reigisho (Verhaltensregeln), aufgrund falsch verstandener Freunschaft, übersteigertem Selbstvertrauen oder schlicht aus Unwissenheit falsch verstanden oder angewendet. Falsche Verhaltensweisen wie Unpünktlichkeit, mangelnde Konzentration bzw. Seriosität beim Training, Disziplinlosigkeit, usw. zeigen mangelnden Respekt gegenüber dem Sensei und gegenüber anderen Trainingspartnern. Daher sollten die Sempeis (fortgeschrittene Schüler) dem Kohai (Anfänger) als Vorbild für richtiges Verhalten dienen. Man richtet sich an den Sensei stets mit einer höflichen Verbeugung (Rei), die vom Sensei erwidert wird.

Die Gruß-Etikette

Zu Beginn und am Ende des Unterrichts positioniert sich der Sensei mit dem Rücken zum Kamiza vor seinen Schülern. Zur linken Hand des Sensei befindet sich der ranghöchste Sempei. Von ihm beginnend läuft die „Schülerkette“ (vom Sensei aus gesehen) nach rechts weiter, wobei jeweils der Schüler mit der nächst niedrigen Graduierung folgt. Der ranghöchste Sempei leitet das Begrüßungszeremoniell.
Der Gruß (Rei) sollte ehrlich gemeint sein und respektvoll ausgeführt werden. Das bedeutet aber nicht, daß man während des Grußes seine Aufmerksamkeit und Wachsamkeit vernachläßigt. Man sollte es sich auch zur Gewohnheit machen, wenn man eine Partnerübung beendet hat, sich vor dem Partner zu verbeugen.

Das Dojo

Wenn man in der heutigen Zeit ein Ju Jutsu Schüler zum Training geht, hört man oft den Satz „Ich gehe ins Studio“. Das besitzt einen völlig anderen Sinngehalt als der Begriff „Dojo“. Im Japanischen umschreibt der Begriff „Dojo“ den Ort, wo man „den Weg beschreitet“. Präzise gesagt, wo man lernt seine Emotionen und Instinkte zu kontrollieren, die Techniken einer bestimmten Kampfkunst lernt und man seinen Charakter formt. Wenn man nun als „Budoka“ über das Begriffspaar „Dojo – Studio“ etwas eindringlicher nachdenkt, sollte es nicht schwer fallen sich für eine Bezeichnung zu entscheiden. Das „Do“ ist die innere prägende Geisteshaltung, die den entscheidenden Unterschied zwischen Sport und Kampfkunst markiert.

Dan Grade und Kyu Grade

Moralische Werte (Shin – der Geist oder das Herz im spirituellen Sinn), Beherrschung des Körpers und der Technik (Gi – die Technik), sowie die Effektivität der Bewegungen und Aktionen (Tai – der Körper als Instrument des Geistes) bilden das Ziel des Unterreichts und des Trainings von KoKoDo Ju Jutsu. Die verschiedenen Grade im Ju Jutsu bilden eine Einheit, die den Fortschritt in den Kenntnissen des Ju Jutsu zum Ausdruck bringen. Jeder Dan Träger sollte in Kenntnis der traditionellen Werte der japanischen Krieger (Bushi) nicht nur den schwarzen Gürtel als Ausdruck seiner Fähigkeiten tragen, sondern auch den hohen moralischen Ansprüchen der Bushi gerecht werden. Diese hohen Ansprüche wurden als Ehrenkodex niedergeschrieben.

Die neun Werte des Ju Jutsuka

1. Die Ehre (Meiyo)
Ist der wichtigste Wert. Niemand soll sich Budoka nennen, wenn er unehrenhafte Absichten verfolgt. Dieser Punkt beinhaltet, dass man mit Würde ein Ideal im Zusammenleben der Gesellschaft anstrebt.

2. Die Treue (Chujitsu)
Es gibt keine Ehre ohne Treue oder Loyalität seinen Idealen gegenüber oder denen, die sie teilen.

3. Die Aufrichtigkeit, die Offenheit (Seijitsu oder Makoto)
Treue benötigt Aufrichtigkeit in Wort und tat. Der Gruß ist das Zeichen dieser Offenheit im Ju Jutsu,- er ist das Zeichen dessen, der seine Gedanken und Gefühle nicht verbirgt.

4. Die Courage (Yuuki oder Yuukan)
Die Kraft unseres Geistes, die uns vor Gefahr oder auch Leiden nicht zurückschrecken lässt, nennet man Courage. Sie ermöglicht uns, trotz unserer Ängste die uns gestellten Aufgaben und seien sie noch so schwierig, zu meistern.

5. Die Güte und die Liebenswürdigkeit (Shinsetsu)
Sind die Zeichen einer hohen menschlichen Qualität. Durch sie werden wir aufmerksam unserem Nächstem gegenüber und unserer Umwelt gegenüber.

6. Die Bescheidenheit (Ken)
Demütig sein können, frei von Hochmut und Eitelkeit ohne falsch zu sein ist der Garant der Bescheidenheit.

7. Die Geradlinigkeit (Tadashi oder Sei)
Das bedeutet seinem eingeschlagenen Weg zu folgen ohne ihn je zu verlassen. Sie erlaubt uns Entscheidungen rasch und vernünftig zu fällen.

8. Der Respekt (Sonchoo)
Die Höflichkeit gegenüber jedermann unabhängig seiner sozialen Herkunft, seinen Schwächen oder Qualitäten ist der Ausdruck des Respekts. Personen und auch materielle Werte mit Respekt zu behandeln, bedeutet viele Konflikte und Streitigkeiten vermeiden zu können.

9. Die Selbstkontrolle (Seigyo)
Soll die oberste Qualität einen Dan Trägers sein. Sie ermöglicht unsere Gefühle und unseren Instinkt zu beherrschen. Die Selbstkontrolle ist eines der höchsten Ziele des Trainings von KoKoDo Ju Jutsu, weil sie unsere Effektivität konditioniert. Der Ehrenkodex der Ju Jutsuka und der Ju Jutsu Unterricht basieren auf dem Ziel diese Eigenschaften zu erreichen.

Verhaltensregeln

Geht ein Ju Jutsuka ins Dojo, sollte er sich darüber im Klaren sein, daß er dort nicht nur seinen Körper trainiert, sondern auch seinen Geist schult. Diese Faktoren sind untrennbar miteinander verbunden und müssen in das Training integriert werden. Dies erfordert vom Budoka höchste Aufmerksamkeit und Konzentration.

Die Japanischen Meister haben für diese Dreifaltigkeit einen Begriff „Shingitai“. Shingitai bezieht sich auf die drei Qualitäten, die durch die verschiedenen Dan- und Kyu Graduierungen in ihren jeweiligen Abstufungen repräsentiert werden sollen: Shin – Geist / Charakter, Gi – die Technik, Tai – die physischen Komponenten. Eine weitere mögliche Interpretation ist: Shin – Himmel, Gi – Erde, Tai – Mensch.

Dementsprechend der Fusion der drei Elemente sollten alle Budokas die folgenden Verhaltensregeln beachten und respektieren:

– Vermeidung von unbegründeten Unterbrechungen.
– Sich nicht vom Training ablenken lassen.
– Vermeiden von überflüssigen Kommentaren.
– Die Trainingspausen abwarten, um eventuelle Fragen mit dem Sensei zu besprechen.
– Stets die Erlaubnis des Sensei für das Verlassen und Eintritt ins Training einholen.

Der aufmerksame Schüler wird mit wachem Verstand und mit allen seinen fünf Sinnen trainieren. Er sollte Angriff und Verteidigung mit voller Konzentration ausführen, so daß Harmonie und Fortschritt entstehen kann. Es ist also erstrebenswert, sich hundertprozentig in den Unterricht einzubringen.

Grundwortschatz im Ju Jutsu

Mokuso: Konzentration, Meditation
Mokuso Yame: Beendigung der Meditation
Otagai ni Rei: Gruß unter Schülern
Ritsu Rei: Gruß im Stand
Sensei ni Rei: Gruß des Meisters
Sempei ni Rei: Gruß zum Sempei
Shomen ni Rei: Gruß zum Kamiza
Zarei: Gruß aus dem Seiza
Tate: Aufstehen
Manate: Wendung, Richtungsänderung
Yame: Stop, Ende
Zanshin: Wachsamkeit

Anmerkung

Was ich hier festgehalten habe, soll nur zur Aufklärung einiger Grundaspekte innerhalb des Ju Jutsu bzw. des Budo im allgemeinen dienen. Es ist meine Absicht anhand dieses bescheidenen Artikels die Anfänger und die Erfahrenen wieder an eventuell Vergessenes zu erinnern.

~ R. Gräf Sensei

Leave a Comment